„Endlich in Präsenz!“ Rückblick auf die Zwischentagung ASCOT+
Über 100 Interessierte trafen sich Anfang Juni 2022 in Bonn, um digitale Prototypen zur Kompetenzmessung und -förderung unter die Lupe zu nehmen und zu diskutieren: Welche Chancen bieten die computerbasierten Instrumente und wo liegen ihre Grenzen?
„Nach langer Zeit endlich eine Gelegenheit zum persönlichen Austausch“, antwortete eine Teilnehmerin auf die Frage, wie ihr die Zwischentagung gefallen habe. „Das war schön!“ Denn auch wenn sich bei der Veranstaltung der ASCOT+-Initiative alles um digitale Lösungen für das Prüfen und Lernen in der Berufsbildung drehte, stand fest: Persönliche Gespräche in Präsenz sind nicht zu ersetzen. Das wurde auch in den Fachforen deutlich, die sich um digitales Feedback und Kompetenzförderung drehten. Aber dazu später …
Eröffnung und Begrüßung durch BMBF und BIBB
Im größten Veranstaltungssaal hießen zunächst Barbara Schürger und Stefanie Velten aus dem ASCOT+-Team des BIBB die Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen. Die offizielle Begrüßung übernahmen Angelika Block-Meyer (BMBF) und Dr. Monika Hackel (BIBB). In ihren Ansprachen würdigten sie die Arbeit der ASCOT+-Projekte. Trotz der Verzögerungen und Erschwernisse durch die Corona-Pandemie haben sie kreative Lösungen in Form von digitalen Alternativen gefunden, die die Entwicklung Richtung Digitalisierung noch einmal befördert haben.
Auch die Praxispartner der Projekte sowie die Begleitgruppe, Expert/innen aus Wissenschaft und Praxis sowie Fachleute aus der Bildungspolitik, wurden von BMBF und BIBB besonders begrüßt. Beide Sprecherinnen waren sich einig: Im Verlauf der Initiative sei immer deutlicher geworden, dass Praxistransfer nur durch den steten Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik gelingen kann.
Einführung in die Themen „Digitales Prüfen und Lehren-Lernen“
Am ersten Tag stand das Thema „Digitales Prüfen“ im Fokus. Natalia Lohmeyer gab eine kurze Einführung in das Thema bei ASCOT+: Kompetenzorientierung sei zwar als Leitprinzip in der beruflichen Bildung verankert, die Praxis stehe aber vor der Herausforderung, Prüfungsaufgaben kompetenzorientiert zu formulieren. Es sei sinnvoll, Verfahren auf der Basis von wissenschaftlich fundierten Kompetenzmodellen aufzubauen, sodass am Ende Lösungen entstehen, die evidenzbasiert den Gütekriterien gerecht werden und in der Praxis umsetzbar sind. Auch daran arbeiten die ASCOT+-Projekte.
Am zweiten Tag führten Stefanie Velten und Gabriele Jordanski (BIBB) in das Thema Lehren und Lernen ein. Velten brachte zunächst die Themen „Instruction“ (Lehren und Lernen), Curriculum und Assessment (Prüfen und Testen) in einen Kontext: „Diese drei Aspekte sollten im Idealfall aufeinander abgestimmt sein“, so Velten. Anschließend ging es um relevante Themen im Bereich des Lehrens und Lernens, zu denen Gabriele Jordanski Blitzlichter aus der Initiative „Berufsbildung 4.0“ skizzierte. So etwa zu Anforderungen an Sozialkompetenzen und Selbstständigkeit.
Bühne frei für die ASCOT+-Projekte
An beiden Tagen betraten nach dem theoretischen Input die Vertreter der ASCOT+-Projekte die Bühne und warben in kurzweiligen Pitches für den Besuch ihrer Marktstände. An insgesamt sechs Ständen boten alle Projekte die Möglichkeit, die entwickelten digitalen Instrumente und Lösungsansätze genau unter die Lupe zu nehmen und Prototypen auszuprobieren. (Die Marktstände finden Sie auf der Übersichtsseite).
Im Anschluss an den Marktbummel verteilten sich die Teilnehmenden auf die insgesamt sechs Fachforen zu übergeordneten Themen des digitalen Prüfens und Lernens. Diese hatten jeweils mehrere Projekte gemeinsam gestaltet. Hinzu kamen jeweils deren Praxispartner, die die Themen vor dem Hintergrund ihres Lehr- und Ausbildungsalltags veranschaulichten (Alle Fachforen finden Sie auf der Übersichtsseite).
Ich packe meinen Koffer …. ASCOT+ im Praxischeck:
„Was packen Sie nach dem heutigen Tag in Ihren Koffer ein?“, fragte Natalia Lohmeyer am ersten Tag fünf Diskutanten aus der Praxis und der ASCOT+-Begleitgruppe. Diese ließen die Ansätze und Instrumente, die sie kennengelernt hatten, Revue passieren:
Joachim Lapp (KWB) | „Ich nehme viele inspirierende Konzepte mit, wie man das Prüfungswesen weiterentwickeln kann. Und ich nehme Fragen mit: Wie nutzbar sind die Ergebnisse für die Praxis? Welcher Mehrwert entsteht für die Prüfungspraxis und die Verordnungspraxis?“ |
Peter Nagel (IHK Saarland/AkA) | „Prüfungsaufgaben digital zu erstellen, ist nicht das Thema, sondern den gesamten Prozess des Prüfungswesens neu aufzustellen. Das bedeutet, wir brauchen solche Anreize, wie wir sie heute hier gesehen haben, um zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ |
Thomas Meyer (IHK Stuttgart/PAL) | „Wir haben festgestellt, dass wir alle in die gleiche Richtung denken. Wir benutzen nur unterschiedliche Werkzeuge.“ |
Heidi Mössner (IBBW) | „Es gilt, im Blick zu behalten, dass der Prozess der Prüfungsaufgabenerstellung auch Konsequenzen auf den Berufsschulunterricht hat. Das, was in den Prüfungen abgefragt wird, muss in den Unterricht Eingang finden.“ |
Roman Jaich (ver.di) | „Prüfungsaufgabenersteller rennen uns nicht die Türen ein. Von daher müssen wir überlegen, wie wir das Prüfungswesen anders aufstellen können, damit es zukunftsfähig wird.“ |
Nach einem intensiven Tag mit viel Input freuten sich die Teilnehmenden, dass bei der Abendveranstaltung des ersten Tages nur noch „freies Netzwerken“ auf dem Programm stand. Die Terrasse des Hilton bot hierzu viel Gelegenheit, was gerne und ausgiebig genutzt wurde.
ASCOT+-Zwischentagung 2022