Feedback in digitalen Trainings: individuell und automatisiert

Wie viel Feedback ist gut? Und wie sollte Feedback in digitalen Umgebungen umgesetzt werden? Bei der Diskussion dieser Fragen im Fachforum wurde deutlich: Es gibt unterschiedliche Feedbackformen, die auch im digitalen Raum je nach ihrem Ziel unterschiedlich passend sein können. Essentiell ist und bleibt aber das individuelle Feedback des Lehrenden.

Prof. Andreas Rausch spricht ins Mikrofon
Prof. Andreas Rausch von PSA-Sim

Feedback-Tools sind an den Schulen erforderlich, aber rar

Zu Beginn des Forums brachte Berufsschullehrer David Renz den Forenteilnehmenden die Praxisrealität näher: Die Berufsschulen hingen immer noch etwa acht Jahre hinterher, wenn es darum ginge, anspruchsvolle digitale Instrumente mit Feedbackfunktion anzuwenden. Solche Instrumente seien rar, so Renz. Sie seien jedoch vonnöten, um einerseits zu verhindern, dass Lernende Aufgaben durch reines Ausprobieren lösten - und um andererseits die Lehrenden zu entlasten.

Stufenweises Feedback in Kfz-Lernumgebung soll motivieren

Einen Einblick in ein solches anspruchsvolles Instrument gab Emre Güzel vom ASCOT+-Projekt DigiDIn-Kfz: Die Kfz-Lernumgebung mit Simulation enthält eine Feedbackfunktion und bedarfsgerechte Hilfestellung. Bei Misserfolgen werden etwa Hinweise angeboten, sodass Auszubildende den Umfang der Unterstützung in Teilen selbst beeinflussen können. Nach mehrmaligem Scheitern werde dann der Lösungsweg präsentiert und eine Reflexion angeregt. Ein integriertes Belohnungssystem mit Punktvergaben soll motivieren.

Tutorielles Feedback wird von Azubis als hilfreich wahrgenommen

Tutorielles Feedback wird in der Simulation einer Automatisierungsanlage des ASCOT+-Projekts TechKom eingesetzt, berichtete Christoph Brauns. Die Auszubildenden erhalten dabei sowohl Rückmeldungen als auch Hinweise per Chat-Bot, wenn sie sich auf dem falschen Lösungspfad befinden. Der Chat-Bot kann sie zum Beispiel an erlernte Lösungsstrategien erinnern oder darauf aufmerksam machen, in welchem Bereich der Fehler zu suchen ist. Eine Pilotierung habe ergeben, dass das Feedback überwiegend als hilfreich wahrgenommen wurde, so Brauns.

Viel hilft viel… Individuelles Feedback bedeutet einen hohen (technischen) Aufwand

Ein Dilemma der Feedback-Programmierung brachte Prof. Andreas Rausch vom ASCOT+-Projekt PSA-Sim auf den Tisch: Individuelles und spezifisches Feedback erfordert einen hohen Programmier-Aufwand. In der Bürosimulation LUCA, die das Projekt entwickelt hat, ist ebenfalls eine Feedbackfunktion integriert, die durch Analyse der Ereignisdaten in Echtzeit relativ individuell steuerbar ist. Lehrkräfte können in der Software selbst festlegen, wann welche Hilfestellung in welcher Form ausgegeben wird. Daneben bietet LUCA aber auch die Möglichkeit der Live-Betreuung: Lehrer/innen können per Chat Hilfen anbieten. Anhand der Echtzeitdaten können sie jederzeit erkennen, wo es gerade hakt.

Ideal ist die Kombination von automatisiertem Feedback und persönlicher Rückmeldung

Von Seiten der Lehrkräfte im Plenum wurde deutlich: Neben automatisiertem Feedback bleibt die persönliche Rückmeldung essentiell. Das Gespräch und die Reflexion über noch bestehende Probleme sind nicht zu ersetzen. Da Lehrkräften oft die Zeit fehlt, sich individuell mit jedem Schüler und jeder Schülerin auseinanderzusetzen, können Programme mit Feedbackfunktion hier Entlastung bieten: Während die Feedbackfunktion Standardprobleme abfängt, reflektieren Auszubildende und Lehrende individuell tiefergehende Schwierigkeiten bei der Aufgabenlösung.

Instrumente können helfen, unterschiedlichen Lernbedürfnissen gerecht zu werden

Porträt Frank Körner
Frank Körner ist Abteilungsleiter Berufliche Schulen am Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung

Frank Körner vom Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung sah in den vorgestellten Instrumenten großes Potenzial für den Unterricht. Sie erfüllten viele Anforderungen einer positiven Tiefenstruktur von Unterricht, so Körner. Hierzu gehören die Aspekte Klassenführung, die kognitive Aktivierung der Schüler sowie die konstruktive Unterstützung. Vor allem jedoch helfen die Instrumente Lehrkräften dabei, den unterschiedlichen Lernbedürfnissen der Auszubildenden gerecht zu werden.

Fachforum 4: Feedback in digitalen Trainings: individuell und automatisiert

Moderation: Stefanie Velten und Julia Raecke, BIBB

Referent/innen:

PSA-Sim, Prof. Dr. Andreas Rausch
TechKom, Christoph Brauns
DigiDIn-Kfz, Emre Güzel
Praxispartner David Renz von der Wilhelm-Maybach-Schule
Praxispartner Frank Körner Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung Stuttgart