Wie kann man Kooperationskompetenz messen?

Auf den ersten Blick scheinen in Pflegeberufen und im Kfz-Bereich ganz verschiedene Kompetenzen eine Rolle zu spielen. Mit anderen zusammenzuarbeiten ist jedoch eine Fähigkeit, die man in beiden Berufsfeldern benötigt. Doch wie kann man Kooperationskompetenz messen?

Porträt Professor Stephan Abele
Prof. Stephan Abele auf der ASCOT+ Zwischentagung © BIBB

Kollaborationsprozess versus Kompetenz

Stephan Abele vom ASCOT+-Projekt DigiDIn-Kfz stellte ein Instrument vor, mit dessen Hilfe der Kollaborationsprozess zwischen zwei Auszubildenden im KZF-Bereich untersucht wird. Dabei wurde deutlich: Es macht einen Unterschied, ob man die Kompetenz eines Einzelnen erfassen möchte oder – wie hier– untersucht, wie zwei Partner gemeinsam einen Kfz-Problemfall lösen. Zentrale Bedingung für die Problemlösung ist die erfolgreiche (Chat-)Kommunikation beider Partner, bei der diese ein gemeinsames Problemverständnis erreichen.

Gute Kollaboration wird in KFZ-Berufen immer wichtiger

Portrait Matthias Gutsche
Matthias Gutsche, Haus des Kfz-Gewerbes © BIBB

Matthias Gutsche, Haus des Kfz-Gewerbes, unterstrich die Relevanz guter Kollaboration aus der Praxisperspektive: Fahrzeuge werden immer komplexer, so dass eine einzelne Person nie alle relevanten Informationen zur Fehlerbehebung zur Hand haben kann. Kfz-Mechatroniker/innen stünden heute meist Hersteller-Service-Hotlines per Chat zur Verfügung, die fehlende Informationen beisteuerten. Die Kommunikations- sowie Kollaborationskompetenzen der Auszubildenden seien aber oft nicht ausreichend, berichtete er aus seiner Erfahrung in der Lehrlingsunterweisung und -prüfung. Gutsche hofft daher auf den Transfer von Lösungen aus den ASCOT+-Projekten in die Praxis.

Höhere Kooperationskompetenz geht mit höherer Qualität einher

Prof. Dr. Eveline Wittmann
Prof. Dr. Eveline Wittmann leitet das Projekt EKGe © BIBB

Wo gut kooperiert wird, da stimmt die Qualität: So wie die Autoreparatur von der erfolgreichen Kollaboration etwa der Kfz-Mechatronikerin mit dem Service-Hotline-Mitarbeiter profitiert, so geht auch eine hohe Kooperationskompetenz mit einer höheren Pflegequalität einher. Prof. Eveline Wittmann vom ASCOT+-Projekt Projekt EKGe machte deutlich: Die interprofessionelle Kooperationskompetenz ist die Fähigkeit, Wissen über die eigene Rolle und die von Angehörigen anderer Berufsgruppen zu nutzen, um die Bedarfe von Patient/innen, Bewohner/innen und Klient/innen möglichst gut zu befriedigen. Zur Erfassung dieser Kompetenz setzt EKGe digitale Instrumente ein: Diese kombinieren realitätsnahe Kurzfilme zu typischen Situationen etwa im Pflegealltag mit Fragen zu den gezeigten Settings. Hierbei werden verschiedene Institutionen, Berufsgruppen sowie verschiedene Klientenbedarfe abgedeckt.

Pflegepraxis ist sich einig: „Alle relevanten Rollen müssen einbezogen werden“

Porträt Elke Cieslukowski
Elke Cieslukowski ist Berufspädagogin an der ZAB, Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen © BIBB

Den kompetenz- und rollenorientierten Ansatz sowie die Erfassungsinstrumente von EKGe sah Elke Cieslukowski vom ZAB (Zentrale Akademie für Berufe im Gesundheitswesen) eindeutig als Bereicherung für den Pflegebereich: In der Neuordnung des Pflegeberufs sei dieser kompetenzorientierte Ansatz zwar aufgenommen, es werde aber nicht deutlich, wie man dies konkret überprüfen solle, so Cieslukowski. In sämtlichen Pflegeaufgaben müssten immer alle relevanten Personen und deren Rollen einbezogen werden, so wie etwa Ärzt/innen, andere Pflegende, Medizinische Fachangestellte oder Stationsleitende.

Jana Luntz vom deutschen Pflegerat unterstrich dies mit einem Beispiel aus der Praxis: Im Rahmen eines Projekts „Schüler leiten eine Station“ stellte sich heraus, dass die Kompetenz, mit unterschiedlichen Fachkräften wie Kollegen, Ärzten, Stationsleitung etc. zu kooperieren, eine essentielle Bedingung für den Erfolg der Station ist.

Förderung von Kollaborations- und Kooperationskompetenz gewinnt an Relevanz – ASCOT+ liefert hierfür gute Ansätze

Kfz-Bereich und Gesundheitswesen werden schnelllebiger, Bedingungen in beiden Berufsfeldern wechseln dynamisch. In beiden Branchen – da sind sich Wissenschaft und Praxis einig –wird es immer wichtiger, die Kollaborations- und Kooperationskompetenz von Auszubildenden zu fördern. Hierfür brauche es sehr gute und praxisorientierte Instrumente, wie etwa solche, für die EKGe und DigiDIn-Kfz Ansätze geliefert haben. Dabei zu unterstützen, diese langfristig in die Berufsausbildung zu integrieren, ist das Ziel von ASCOT+.

Fachforum 2: Wie kann man Kooperationskompetenz messen?

Moderation: Stefanie Velten und Julia Raecke, BIBB

Referent/innen:
DigiDIn-Kfz, Prof. Dr. Stephan Abele
EKGe, Prof. Dr. Eveline Wittmann
Praxispartner Matthias Gutsche (Haus des Kfz-Gewerbes)
Praxispartner Jana Luntz (Deutscher Pflegerat)
Praxispartner Elke Cieslukowski (Lehrkraft an der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen; ZAB)