Prüfer-Ehrenamt durch digitale Tools unterstützen
Wer ehrenamtlich Prüfungsaufgaben oder Prüfungen auswertet, sieht sich vielen Anforderungen gegenüber: Aufgaben müssen problemhaltig sein, formalen Gestaltungskriterien genügen und bestimmte Qualitätsmerkmale erfüllen. Wie computergestützte Tools hier gezielt entlasten können, war Thema dieses Fachforums.
Digitale Workbench macht Aufgabenerstellung deutlich effizienter – auch Prüfende profitieren
Ein solches Tool stellte das ASCOT+-Projekt ASPE vor: Es hat eine Workbench entwickelt, die den Prozess der Prüfungsaufgabenerstellung deutlich erleichtern soll. Der Fokus liegt derzeit auf problembasierten gebundenen Aufgaben. Wichtig für das Prüfer-Ehrenamt: Die Workbench unterstützt nicht nur Aufgabenstellende sondern auch Prüfende: Durch die Nutzung von Vorlagenportfolios oder das schnelle Miteinander-Teilen erstellter Aufgaben wird der Prozess wesentlich effizienter.
Bei ASPE werden demnach zunächst der Prozess der Aufgaben- und Prüfungserstellung und im zweiten Schritt dann die Fort- und Weiterbildung ehrenamtlicher Aufgaben- und Prüfungsersteller digitalisiert. Der letzte Schritt wäre die Digitalisierung der Prüfungen selbst. Vor dieser allgemeinen Herausforderung des Prüfungswesens stehen jedoch noch einige Hindernisse, die es zu überwinden gilt.
Technische, organisatorische und juristische Fragen setzen digitaler Abschlussprüfung Grenzen
Eine besondere Herausforderung bei digitalen Prüfungsformaten ist unter anderem die zeitgleiche Prüfung einer hohen Zahl von Teilnehmenden, hob Prof. Esther Winther hervor. Diese Organisation der Prüfungen ist ein Thema der Kammern, auf die das ASCOT+-Projekt wenig Einfluss hat, ergänzte Dr. Wolfgang Vogel von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA). Ein entsprechendes Tool für die digitale Prüfung wird zwar gerade in der Fort- und Weiterbildung erprobt. Wegen der begrenzten Leistungskapazität des Internets etwa erfolgen die Abschluss-Prüfungen jedoch vorerst noch schriftlich. Datenschutz und Rechtsfragen sind weitere Herausforderungen.
Digitales Trainingsprogramm hilft bei Aufgabenentwicklung
Bei der Entwicklung und Erstellung problemorientierter Prüfungsaufgaben unterstützt auch das ASCOT+-Projekt TeKoP, das Prof. Susan Seeber vorstellte. Und zwar mit einem komplexen E-Learning-Programm, das Trainingsmodule, Handbücher, Learning Nuggets und Erklärvideos sowie eine Best-Practice-Aufgabendatenbank enthält. Integriert sind ferner authentische Problemsituationen, die zum Beispiel über Audio- und Videoausschnitte dargestellt werden. Die Aufgabendatenbank enthält derzeit 35 komplexe Aufgabenstellungen aus den Bereichen Personalwirtschaft, Beschaffung und Bevorratung, Marketing und Absatz sowie Finanzierung und Kostenrechnung. 50 sollen es insgesamt werden, so Seeber.
Prüfungsaufgaben verständlicher machen, Niveau beibehalten
Das ASCOT+-Projekt TechKom hat Prüfungsaufgaben der PAL (Prüfungsaufgaben- und Lehrmittelentwicklungsstelle) unter die Lupe genommen: Bei der Bestimmung, wie schwierig eine Aufgabe ist, spielen Textverständlichkeit und Text-Bild-Integration eine große Rolle, erklärte Projektmitarbeiterin Pia Schäfer. Studien hätten gezeigt, dass etwa das Sprachniveau im Ausbildungsbereich der gewerblich-technischen Berufe recht niedrig ist, dem komme man entgegen. Dabei geht es nicht darum, das Niveau der Prüfungen zu senken, sondern die Verständlichkeit zu erhöhen, ergänzte Thomas Meyer (PAL). Sprachliche Hürden durch Schachtelsätze sollten entfallen, berufstypische Fachbegriffe dagegen bleiben erhalten, nennt er als Beispiele.
Für die detaillierte Aufgabenerstellungsarbeit sind diese Erkenntnisse sehr wichtig, so Meyer. Sie werden auch für die Übertragung von schriftlichen Prüfungsaufgaben in digitale Formate wertvoll sein und sollen in die PAL-QM-Handreichung aufgenommen werden.
Als Fazit waren sich die Teilnehmenden des Forums einig: Prüfende können von der Digitalisierung in zweifacher Hinsicht profitieren: Der Prozess der Aufgabenerstellung wird effizienter, die Qualität der Prüfungsaufgaben steigt. Perspektivisch könnte außerdem eine hohe Zahl Prüflinge mit digitalen Formaten gleichzeitig geprüft werden. Und nicht zuletzt bietet die (teil-)automatisierte Auswertung weiteres Potenzial.