Erstes Projekttreffen als Startschuss für die gemeinsame Arbeit : Datum:
Das Projekttreffen am 19./20. November 2019 in Bonn war der Startschuss für die Zusammenarbeit des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) mit den ASCOT+-Projekten und bot Gelegenheit zum Austausch über das wichtige Thema Transfer.
Der Transfer ist das zentrale Thema für die beteiligten Akteure aus BIBB und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dies betonte Elke Albrecht vom BMBF: „Die Ergebnisse sollen nach der Förderung genutzt und weiterentwickelt werden. Wir hoffen, dass sich Impulse ergeben, an die andere anknüpfen, um Breitenwirkung zu erzeugen.“ Stefanie Velten, die wissenschaftliche Koordinatorin von ASCOT+ im BIBB, stellte die entscheidende Frage: „Wie bringen wir das Ganze in die Praxis?“
Begleitet wurde der erste Veranstaltungstag von Illustrator Christian Ridder, der die Präsentationen der Projekte in einem großen Bild vor Ort veranschaulichte. Er sieht die sechs Projekte als verschiedene Sportdisziplinen in einem Stadion. Auszubildende müssen dabei verschiedene berufsspezifische Herausforderungen meistern. Unterstützt und trainiert werden sie von Lehrkräften und Ausbildern, und das Prüfungspersonal ist im Bild dargestellt als Schiedsrichter, die die Leistung messen.
Tag 1: Die Projekte stellen sich vor
Am ersten Tag stellten sich die Projekte untereinander vor und präsentierten ihre Vorhaben den Anwesenden aus BIBB und BMBF:
TechKom – Technologiebasierte Kompetenzmessung und -förderung in der elektrotechnischen und metalltechnischen Erstausbildung
Prof. Dr. Felix Walker von der Technischen Universität Kaiserslautern präsentierte das Projekt „Techkom“. Darin geht es um die Förderung der Problemlösekompetenz von Auszubildenden in den Berufen Elektroniker/-in für Automatisierungstechnik und Mechatroniker/-in. In Teilstudie 1 wird untersucht, wie die konstruktive Problemlösekompetenz beim Programmieren einer Steuerung durch Lösungsbeispiele gefördert werden kann. Dazu entstehen digitale Lerneinheiten, die mit Ausbilder/-innen und Lehrer/-innen in Workshops entwickelt und auf einer E-Learning-Plattform wie Moodle oder ILIAS frei zugänglich angeboten werden, sowie didaktisch aufbereitete Unterrichtsmaterialien.
In Teilstudie 2 geht es um die analytische Problemlösekompetenz in den genannten Ausbildungsberufen. Um diese zu messen und zu fördern wird eine Computersimulation einer automatisierten Industrieanlage verwendet. Diese soll um zusätzliche Software- und Hardware-Fehler erweitert werden, die die Auszubildenden finden sollen. Die Simulation soll darüber hinaus weiterentwickelt werden, sodass sie Auszubildenden ein Feedback gibt, um sie bei der Problemlösung zu unterstützen. Auch hier sind Lehrer/-innen und Ausbilder/-innen bei der Entwicklung einbezogen. Die Simulation wird webbasiert angeboten, sodass mehrere Schulklassen dezentral und zeitgleich damit arbeiten können. Das Erfassen von Logdaten soll Erkenntnisse zum Problemlöseverhalten von Auszubildenden ermöglichen.
In Teilstudie 3 untersucht das Projekt Prüfungsaufgaben, um herauszufinden, wodurch ihre die Schwierigkeit beeinflusst wird. Die Erkenntnisse fließen in ein Schulungs- und Fortbildungskonzept ein und in die Qualitätsmanagement-Handreichung für Prüfungsaufgabenersteller/-innen.
DigiDIn-Kfz – Digitale Diagnostik und Intervention im Kfz-Wesen
Kerstin Norwig von der PH Ludwigsburg und Prof. Dr. Stephan Abele von der TU Dresden stellten das Projekt „DigiDIn-Kfz“ vor. Das Projekt verfolgt drei Ziele:
Das erste Ziel ist es, den videobasierten Test für die Reparaturkompetenz von Kfz-Mechatronikern und Kfz-Mechatronikerinnen aus der Vorgängerinitiative ASCOT für die Nutzung in Prüfungen zu optimieren und gemeinsam mit der bestehenden Kfz-Computersimulation an die Bedürfnisse der Prüfungspraxis anzupassen.
Das Projekt verfolgt als zweites Ziel, die Kfz-Diagnosekompetenz von Auszubildenden zu fördern, also die mentalen Voraussetzungen, um Ursachen von Kfz-Störungen zu identifizieren. Hierzu wird die vorhandene Kfz-Computersimulation zur digitalen Lernumgebung weiterentwickelt. Der Hintergrund ist hierbei: Studien haben gezeigt, dass etwa ein Fünftel der Auszubildenden im dritten Lehrjahr bei der Kfz-Störungsdiagnose Probleme hat, einfache Informationen zu erfassen und zu verknüpfen. Weitere 35 Prozent haben Schwierigkeiten mit komplexen Leseanforderungen, etwa elektrische Schaltpläne zu lesen. Das Projekt identifiziert deshalb Rezeptionsbarrieren und entwickelt Lerninstrumente, mit denen die Kfz-Diagnosekompetenz leistungsdifferenziert gefördert werden kann.
Abschließend zielt DigiDIn-Kfz darauf ab, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem die kollaborative, also gemeinsame Kfz-Diagnose von zwei Auszubildenden erfasst werden kann, und ein Lerninstrument für deren Förderung. Das Messinstrument wird in der „Educational Testing Service Platform for Collaborative Assessment and Learning (EPCAL)” der Universität Princeton umgesetzt und das Lerninstrument soll Teil der Kfz-Lernumgebung werden.
Das Projekt sichert den Transfer über einen ständigen Projektbeirat mit Wirtschaftsverbänden, Kammern, Berufsschulen und Betrieben. Es werden Fortbildungen entwickelt für Lehrkräfte, Ausbildungspersonal, Kammern und Landesinstitute, damit diese die Lernumgebung nutzen können.
Zur Präsentation von DigiDIn-Kfz
PSA-Sim – Problem Solving Analytics in Office Simulations
Das Projekt „PSA-Sim“ präsentierte Prof. Dr. Andreas Rausch von der Universität Mannheim. PSA-Sim hat das Ziel, die Problemlösekompetenz von kaufmännischen Auszubildenden durch die Bearbeitung authentischer Problemszenarien in einer computerbasierten Bürosimulation zu fördern und zu testen. Die Bürosimulation bietet zu diesem Zweck berufsspezifische Werkzeuge wie Mail-Client, Tabellenkalkulation, Notizblock, Taschenrechner, Nachschlagewerk und Browser.
Die Problemszenarien spielen sich ab bei einem fiktiven Fahrradhersteller. Das Projekt entwickelt neun komplexe Szenarien für kaufmännische Ausbildungsberufe, zum Beispiel aus dem Personalbereich. Hier erhält der Auszubildende E-Mails mit Bewerbungen sowie ein Stellenprofil und soll daraus eine Vorauswahl für den Personalleiter treffen. Der Auszubildende bekommt von der Bürosimulation Hilfestellungen im Problemlöseprozess, etwa, wenn er oder sie ein relevantes Dokument noch nicht geöffnet oder einen Rechenfehler begangen hat. Dies ist möglich, weil das System die Aktionen des Nutzers oder der Nutzerin in Echtzeit erfasst und analysiert. Bei der Bewertung der Problemlösungen sollen auch Machine Learning-Verfahren zum Einsatz kommen, bei der das System qualitative Antworten auszuwerten lernt.
Es ist vorgesehen, dass Berufsbildungspraktiker/-innen mit einem Editor selbst neue Szenarien erstellen und einpflegen können. Eine Übersicht zeigt Auswertungen in Echtzeit an. Von den Software-Komponenten liegen bislang erste Prototypen vor.
In regionalen Workshops mit Praxispartnern werden Anwender/-innen darin geschult, mit der kostenfrei nutzbaren Bürosimulation zu arbeiten. Darüber hinaus wird in Publikationen, Vorträgen und Beratungen informiert und es werden Handreichungen für Lehrkräfte und Ausbildungspersonal erarbeitet.
TeKoP – Technologiebasiertes kompetenzorientiertes Prüfen
Prof. Dr. Eveline Wuttke von der Universität Frankfurt stellte das Projekt „TeKoP“ vor. Darin wird ein Training für Prüfungspersonal und Lehrkräfte entwickelt, damit sie problemhaltige technologiebasierte Prüfungsaufgaben für die Ausbildungsberufe Industriekaufmann/-frau und Kaufmann/-frau für Büromanagement erstellen können. Die Zielgruppe soll komplexe Aufgaben erstellen, authentische Situationen über digitale Medien konstruieren und die diagnostische Güte von Aufgaben beurteilen können.
Bislang wurden Kriterien für problemhaltige Aufgaben entwickelt und alte Prüfungsaufgaben aus Zwischen- und Abschlussprüfungen für Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement auf ihre Problemhaltigkeit untersucht. Diese erwiesen sich zum großen Teil als wenig problemhaltig im Sinne der Definition des Projekts. So musste etwa selten der Ist-Zustand einer Problemsituation erfasst, eine Ziel-Analyse durchgeführt oder Informationen abgeglichen werden. Das Projekt hat zudem Schulungsangebote analysiert – auch hier wird das Thema Problemhaltigkeit von Prüfungsaufgaben selten in den Blick genommen.
Wie das Training technisch umgesetzt wird, erklärte Prof. Dr. Matthias Schumann von der Universität Göttingen. Grundlage hierfür ist die E-Learning-Plattform ILIAS. Die Open-Source-Plattform ist webbasiert und ermöglicht verschiedenen Gruppen gleichzeitig den Zugriff über den Webbrowser. Die Schulung der Prüfer/-innen und Lehrpersonen zur Nutzung und inhaltlichen Weiterentwicklung der Prüfungsaufgaben soll im Präsenzunterricht wie auch als E-Learning-Angebot erfolgen.
In einem nächsten Schritt sollen Trainingsteilnehmer/-innen akquiriert und das Trainingskonzept fertig gestellt werden. Dessen Wirkung wird dann mit zwei Versuchsgruppen überprüft.
Der Transfer wird bereits im Training angeregt, indem Aufgaben für verschiedene kaufmännische Berufe erstellt werden. Über Multiplikatorenschulungen wird das Trainingskonzept in die Praxis getragen. Es wird eine Server-Lösung bereitgestellt, auf der erstellte und neue Aufgaben in einem Aufgaben-Pool eingestellt werden können und Handbücher und Materialien bereitstehen.
Zur Präsentation von TeKoP (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei)
ASPE – Digitale Workbench für kompetenzorientierte Prüfungsaufgaben und Abschlussprüfungen
Dr. Julia Sangmeister von der Universität Duisburg-Essen präsentierte, stellvertretend für Prof. Dr. Esther Winther, das Projekt „ASPE“. Ziel ist eine digitale Workbench, also eine „Werkbank“, die es ermöglicht, Aufgaben und Prüfungen für kaufmännische Berufe onlinebasiert und standardisiert zu erstellen. Die Workbench bietet einen Referenz-Aufgabenpool, eine Aufgabenbeschreibung und -kategorisierung sowie Lerneinheiten für Anwender/-innen. Zielgruppe sind Prüfungsersteller/-innen im Ehrenamt sowie die Prüfungsersteller/-innen bei der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA). Über Micro-Learning-Einheiten soll die Zielgruppe wissenschaftlich begleitet werden.
Die Workbench soll dazu beitragen, die Qualität kaufmännischer Abschlussprüfungen zu stärken, den Prozess der Prüfungserstellung zu digitalisieren und zu standardisieren und so die Prüfungspraxis weiterzuentwickeln. Ziel ist es nicht, Prüfungen digital durchzuführen, sondern die digitale Optimierung des Prüfungserstellungsprozesses.
Aktuell werden im Projekt über 500 Aufgaben aus Abschlussprüfungen für die Ausbildungsberufe Industriekaufmann/-frau sowie Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen kodiert. Das heißt, es wird bewertet, was in den Aufgaben gefordert ist und wie schwierig sie sind. Parallel dazu wird die digitale Workbench programmiert. Erste Entwürfe der ASPE-Oberfläche liegen bereits vor. Als nächste Schritte werden Kriterien für die Prüfungserstellung entlang beruflicher Geschäftsprozesse und Kompetenzdimensionen entwickelt.
Der Transfer ist über den Praxispartner AkA als Verbundpartner bereits von Beginn an mitgedacht, sodass die Konzepte und Tools zielgruppen- und bedarfsorientiert entwickelt werden. Für das Frühjahr 2020 ist ein Barcamp mit Aufgabenersteller/-innen geplant.
EKGe – Erweiterte Kompetenzmessung im Gesundheitsbereich
Das Projekt „EKGe“, vorgestellt von Prof. Dr. Eveline Wittmann von der TU München, bearbeitet drei Themen aus dem Pflegebereich:
Erstes Ziel ist die Entwicklung eines Lerninstruments für die Bewältigungskompetenzen von Pflegeauszubildenden bei psychischen Belastungen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Erhaltung der eigenen Gesundheit und der Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Pflege. Hierzu entstehen ein Messinstrument sowie digitale Lerneinheiten, die mit Lehrpersonen zusammen entwickelt werden.
Ein weiteres Teilprojekt nimmt die Kooperationskompetenz zwischen Pflegeauszubildenden und anderen Fachkräften des Gesundheitsbereichs (z.B. Ärztinnen/Ärzte, Physiotherapeut/-innen, Ergotherapeut/-innen etc.) in den Blick. Dazu soll ein Kompetenzmodell sowie ein Messinstrument entwickelt werden.
Drittes Ziel ist die ausbildungsbegleitende Erfassung betrieblicher Ausbildungsbedingungen per App: Sie soll Erkenntnisse dazu liefern, wie Pflegeauszubildende ihre Ausbildungsbedingungen im Ausbildungsverlauf wahrnehmen und wie Ausbildung verbessert werden kann.
Bislang wurde Literatur zu interprofessioneller Kooperationskompetenz und zu Bewältigungskompetenzen gesichtet und die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung sowie die Rahmenlehrpläne und Rahmenausbildungspläne nach dem Pflegeberufereformgesetz analysiert. Das Projekt führte Experteninterviews, um zu beiden Kompetenzen Handlungssituationen, Rahmenbedingungen und individuelle Voraussetzungen zu identifizieren. Zu betrieblichen Ausbildungsbedingungen in der Pflege wurde ein Literaturreview erstellt.
Als nächstes erstellt das Projekt die Testinstrumente: Hierzu werden Handlungssituationen, Drehbücher und Aufgaben erarbeitet, videografisch umgesetzt und in die Testumgebung eingebunden. Außerdem wird das Training zur Stärkung der Bewältigungskompetenzen und die App zur Erfassung der Ausbildungsqualität entwickelt.
Der Transfer der Ergebnisse wird unter anderem durch den Einbezug von Praxispartnern gesichert. Zwei Fachtagungen sollen dazu beitragen, die Ergebnisse und Instrumente zu verbreiten und Handlungsempfehlungen zu formulieren.
Tag 2: Transfer im Fokus
Der zweite Tag des Projekttreffens stand im Zeichen des Transfers. Dr. Monika Hackel, Leiterin der Abteilung 2 „Struktur und Ordnung der Berufsbildung“ im BIBB, betonte: „ASCOT+ ist eine dezidierte Transferinitiative. Der Transfer soll nicht hinten runterfallen, sondern von Anfang an mitgedacht werden.“ Das BIBB hat deshalb ein Transferkonzept entwickelt, das die Projekte unterstützen soll. Natalia Lohmeyer, Leiterin von ASCOT+ im BIBB, erläuterte: „Das Transferkonzept ist ein Rahmenmodell: Es bietet Orientierung hinsichtlich der unterschiedlichen Transferanforderungen und unterstützt die Planung und Dokumentation der Transfermaßnahmen.“
Erstellt wurde das Transferkonzept vom BIBB in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Britta Rüschoff. Sie betonte: „Die Instrumente und Erkenntnisse aus ASCOT+ sollen transferiert werden in Lehr-Lernsituationen, Prüfungskontexte und die Ordnungsarbeit. Konkret wird Transfer in ASCOT+ verstanden als kontinuierlicher, interaktiver und iterativer Austauschprozess zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik. Ziel des Transfers ist die Übertragung und Nutzbarmachung von Wissen sowie Mess- und Lerninstrumenten zur Unterstützung der Lehr-Lernpraxis, der Prüfungspraxis und der Ordnungsarbeit.“
Das Transferkonzept soll
- den Transfergedanken fördern,
- ein gemeinsames Transferverständnis von Projekten, BIBB und BMBF sicherstellen,
- einheitliche Anforderungen an den Transfer definieren,
- die Anschlussfähigkeit der Projekte untereinander unterstützen,
- eine Möglichkeit zur Evaluation und Dokumentation des Transfers bieten.
Dabei soll das Transferkonzept kein starrer Kriterienkatalog für die Projekte sein. Es enthält vielmehr projektübergreifende Anforderungen, die anschließend gemeinsam mit den Projekten projektspezifisch ausgestaltet werden können.
Bei der Erstellung des Transferkonzeptes wurden zunächst in einer Literaturrecherche Transfertheorien und -ansätze gesichtet. Anschließend wurde eine Anforderungsanalyse durchgeführt mittels eines Workshops mit der ASCOT+-Begleitgruppe sowie in Gesprächen mit Expertinnen und Experten der Berufe sowie Vertreterinnen und Vertretern des BMBF. Die darin genannten Anforderungen an den Transfer in ASCOT+ wurden verdichtet und zu den fünf Transferdimensionen Kontextbezug, Partizipation, Kommunikation, Ergebnisse und Praktikabilität zusammengefasst. Im nächsten Schritt wurde auf dieser Basis ein Grobkonzept erstellt, das mit dem BMBF und den Projekten diskutiert wird.
Die Diskussion mit den Projekten zu den einzelnen Transferdimensionen fand vor Ort in Kleingruppen statt. Dabei hatten die Projektnehmenden die Möglichkeit die Anforderungen kritisch zu reflektieren, zu ergänzen und zu priorisieren. Die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit fließen in das finale Transferkonzept ein, das das BIBB für die laufende Begleitung der Projekte nutzt.
Vertreter/-innen der Projekte stellten dem Plenum die Resultate der Kleingruppenarbeit vor:
Kontextbezug
Die Projekte hoben für die Ausrichtung an Lehr-Lernrealitäten das betriebliche und schulische Lehrpersonal hervor, das bei der Erarbeitung der Materialien einbezogen werden müsse. Für die Ausrichtung an Prüfungsrealitäten standen zunächst die Aspekte Zeitdruck und Rechtssicherheit im Fokus. Als Indikatoren für eine Prüfungsausrichtung wurden Kompetenzorientierung und Berücksichtigung der Prüfungsmodalitäten genannt. Unter berufsspezifischen Kontextbedingungen verstanden die Projekte die Entwicklungen in den Berufsfeldern mit den Treibern technologische Entwicklung, Nachhaltigkeit, gesetzliche Vorgaben und Professionalisierungsprozesse. Zur Berücksichtigung von Verknüpfungen zwischen den ASCOT+-Projekten wurden gemeinsame fachliche und/oder methodische Projekt-Schwerpunkte, die Gestaltung gemeinsamer Vortragsreihen oder Projekt-Kooperationen genannt.
Partizipation
Die Projektvertreter/-innen regten an, diese Transferdimension in „Kooperation“ umzubenennen, um das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Wissenschaft und Praxis zu unterstreichen. Der Transfer sei auf verschiedenen Ebenen zu denken: Mikroebene (Lehrkräfte, Prüfende), Mesoebene (Institutionen, Schulen, Betriebe) und Makroebene (z.B. KMK, Berufsverbände). Neben der Orientierung an Fragestellungen der Praxis, könnten Fragestellungen auch von außen in die Praxis getragen werden. Die Produktübergabe an die Praxis müsse von Anfang an mitgedacht werden, vor allem, wenn im Projekt keine Praxispartner eingebunden sind, die als Transferträger genutzt werden können.
Kommunikation
Hauptziel dieser Transferdimension sei es, die in den Projekten entwickelten Erkenntnisse und Produkte in die Praxis zu tragen. Dabei müssten der Mehrwert und die Attraktivität der Produkte den Zielgruppen verdeutlicht werden. Auch projektübergreifende Publikationen zu einzelnen Themen, etwa zur Wirkung von Feedback-Elementen in Lernumgebungen, wurden vorgeschlagen. Die Projektergebnisse müssten konkret und realistisch dargestellt und adressatengerecht an verschiedene Zielgruppen vermittelt werden. Adressaten seien die Begleitgruppe sowie Praxis und Wissenschaft. Als Ideen wurde eine Roadshow mit den Projektergebnissen am Ende der Laufzeit eingebracht, ein gemeinsamer Auftritt bei der Didacta sowie Kurzfilme zur Vorstellung der Produkte. Angeregt wurden außerdem ein regelmäßiges Feedback der Begleitgruppe an die Projekte sowie gemeinsame Methodenworkshops.
Ergebnisse
Für die Anforderungen dieser Dimension schlugen die Projekte vor, Hinweise auf Qualitätszuwächse durch die entwickelten Produkte zu dokumentieren, statt sie mit ressourcenintensiven Studien nachzuweisen. Zur Transparenz über Funktionsweisen und Inhalte wurde betont, es sollte eine Transparenz über grundlegende Funktionsweisen der Instrumente/Tools hergestellt werden, sodass Nutzer/-innen verstehen, welche Kompetenzen geprüft werden und wie Bewertungen zustande kommen. Die Befähigung der Nutzer/-innen solle durch Schulungen ermöglicht werden, eine Sicherstellung könne aber nicht durch die Projekte geleistet werden. Bei der nachhaltigen Nutzung der Instrumente/Tools wurde betont, dass die Projekte Anreize für eine langfristige Nutzung sowie Rahmenbedingungen schaffen, die schlussendliche Nutzung können sie aber nicht beeinflussen.
Praktikabilität
Es bestand seitens der Projekte Konsens, dass die technische Infrastruktur für dezentrales Prüfen vorhanden sein müsse. Wünschenswert sei eine zentrale Struktur, die für das Verteilen der Software und die technische und inhaltliche Pflege zuständig ist. Wichtig sei auch die Berücksichtigung der Skalierbarkeit, also welche technischen Kapazitäten vorhanden sind, um wie viele Prüflinge gleichzeitig zu prüfen. Eine weitere wichtige Anforderung betreffe den Aspekt der Rechtssicherheit. Der Prozess der Einführung von Prüfungsinnovationen solle Schritt-für-Schritt erfolgen als „schleichende Diffusion“, bei der ehrenamtlich Prüfende einbezogen und geschult werden. Wichtig sei auch der dauerhafte Austausch mit den Prüfungsorganen sowie die Identifikation von Schlüsselpersonen als Vermittler zwischen „Forschungswelt“ und „Prüfungswelt“. Eine Kosten-Nutzen-Analyse wurde kritisch diskutiert. Zwar ließen sich die Kosten ermitteln, der Nutzen sei jedoch kaum quantifizierbar.
Positive Bilanz des ersten Projekttreffens
Zum Abschluss stellten Natalia Lohmeyer und Stefanie Velten das Konzept für die wissenschaftliche Projektbegleitung durch das BIBB vor. Benjamin Dresen hielt einen kurzen Vortrag zur Öffentlichkeitsarbeit von ASCOT+.
Die Organisatoren von BIBB und BMBF ziehen eine positive Bilanz des ersten Projekttreffens, die auch durch die Rückmeldungen der Teilnehmer/-innen bestätigt wird. Elke Albrecht vom BMBF betonte in ihrem Fazit: „Wir erhoffen uns, dass die Projekte zum Selbstläufer werden und dass die Ergebnisse von den Praxispartnern aufgegriffen werden.“ Sie kündigte an, dass das Erreichen der Projektziele und das Gelingen des Transfers in die Praxis einer externen Evaluation unterzogen werden sollen.
Das zweite Projekttreffen von ASCOT+ findet in 2020 statt.
Text und Redaktion: Benjamin Dresen