3, 2, 1 ... Bürosimulation LUCA ist online! : Datum:
Mit Spannung zählten die Teilnehmenden der virtuellen Release-Party die letzten Sekunden, bevor die Bürosimulation „LUCA“ startete. Nach einer kurzen Live-Demonstration konnten sich alle selbst in die Plattform einloggen und authentische Büro-Szenarien bearbeiten.
Mit einem Glas Sekt in der Hand begrüßte Prof. Andreas Rausch von der Universität Mannheim im Namen des gesamten Projektteams die mehr als 70 Teilnehmenden der virtuellen Release-Party am 18. Oktober. Gemeinsam fieberten alle dem Start der Lernplattform LUCA entgegen, die authentische Bürosituationen abbildet und im Rahmen des ASCOT+-Projekts PSA-Sim entwickelt wurde. Kurz nach 17 Uhr war es dann so weit: LUCA steht ab jetzt allen interessierten Lehrenden, Lernenden und Forschenden kostenlos online zur Verfügung.
(Hier geht es direkt zum LUCA-Login)
Den offiziellen Teil der Veranstaltung eröffnete Prof. Dr. Thomas Puhl, Rektor der Universität Mannheim. Er ordnete LUCA als digitales Lerninstrument in den gesamtgesellschaftlichen Kontext ein. Der zu beobachtende „Skill shift“, also die Verschiebung geforderter Fähigkeiten, bringe neue Anforderungen an Qualifikationen und Kompetenzen für die Lernenden. Damit einher gehe der Bedarf nach veränderten Lehr-Lern-Arrangements und digitalen Lerninstrumenten. LUCA könne hier einen wesentlichen Beitrag leisten.
Anschließend begrüßte Barbara Schürger, Projektleiterin der Initiative ASCOT+ im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) die Teilnehmenden, gratulierte zum Start und wünschte dem LUCA-Team viel Erfolg. Das Projekt PSA-Sim wird zusammen mit fünf weiteren Projekten aus dem gewerblich-technischen, kaufmännischen und dem Pflegebereich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Alle Projekte der Förderlinie arbeiten an der Entwicklung und Erprobung digitaler Lern- und Messinstrumente für Kompetenzen von Auszubildenden. „Ziel ist der Transfer der Instrumente in die Ausbildungs- und Prüfungspraxis“, erklärte Schürger. „Dabei begleitet das BIBB die Projekte wissenschaftlich und administrativ.“ Zusätzlich unterstütze eine eigens einberufene Begleitgruppe aus Praxis- und Sozialpartnern beim Transfer.
Live-Demonstration der LUCA-Bürosimulation
Die Projektmitarbeitenden demonstrierten LUCA zunächst aus der Perspektive einer Lehrkraft. Dabei zeigten sie live, wie eine Aufgabe oder ein Szenario zum Thema „Personalauswahl“ erstellt werden kann. Dabei können einzelne Teilaufgaben zusammengestellt werden, wie etwa das Bearbeiten von E-Mails oder das Prüfen von Lebensläufen. Den Lehrkräften stehen hierfür fiktive Daten eines Modell-Unternehmens namens „velocity“ zur Verfügung. Dieses ist in LUCA hinterlegt und enthält detaillierte und authentische Daten, wie etwa ein Mitarbeiterverzeichnis. Zukünftige Nutzer können auch selbst Modell-Unternehmen anlegen, um diese stattdessen oder ergänzend zu „velocity“ zu nutzen.
Über einen Vorschau-Button kann die Lehrkraft jederzeit prüfen, wie das Szenario aus Sicht der Lernenden aussieht. Und sie kann weitere Lehrkräfte über einen Link einladen, das Szenario gemeinsam zu bearbeiten.
Hinter den Kulissen: Wie wurde LUCA programmiert?
Die vielen Funktionen in den Software-Komponenten LUCA Office, LUCA Editor und LUCA Manager führen zu einer endlos erscheinenden Anzahl verschiedener Screens, die wiederum sehr komplex miteinander in Beziehung stehen. Nils Bruhse von Cap3 zoomte in der Entwickleransicht in einige ausgewählte Anwendungsprozesse hinein, um dies zu veranschaulichen.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stellte das LUCA-Team erste Ansätze zur teilautomatisierten Auswertung vor. Hierfür wurden unter anderem Daten aus dem Vorgängerprojekt ASCOT genutzt. Am Beispiel des Kriteriums „Höflichkeit“ demonstrierte Dr. Steffen Brandt, wie anhand eines trainierten Machine-Learning-Algorithmus die E-Mail-Antworten der Lernenden automatisch dahingehend bewertet werden, ob diese höflich ausfallen. Es wurde mit verschiedenen Formulierungen experimentiert, um die Entscheidungsmuster des Algorithmus zu verdeutlichen.
Hands-on: Teilnehmende loggen sich selbst in LUCA ein
Die Veranstaltungsteilnehmer konnten sich nun als „Lernende“ einloggen und das Szenario „Personalauswahl“ selbst bearbeiten. Dabei ließ sich eine Vielzahl der Funktionen verwenden. Im Anschluss zeigte das LUCA-Team, wie eine Lehrkraft im „Dashboard“ den individuellen Bearbeitungsfortschritt der Lernenden einsehen kann.
„Inwieweit ist LUCA für weitere kaufmännische Berufe anwendbar und was unterscheidet das Programm von anderen bekannten Simulations-Softwaren?“, wollte das Plenum wissen. „LUCA ist grundsätzlich für die Anwendung in allen kaufmännischen Berufen geeignet“, erläuterte Prof. Viola Deutscher. Bei den vorhandenen Szenarien in LUCA seien unter anderem solche ausgewählt worden, die in den meisten kaufmännischen Berufen relevant sind. Im Rahmen von PSA-Sim wird LUCA im Zuge von ersten Unterrichtsversuchen bereits erfolgreich bei Fachkräften für Lagerlogistik eingesetzt. Darüber hinaus könnten Nutzende selbst berufsspezifische Szenarien anlegen. Von auf dem Markt vorhandener Simulations-Software hebe sich LUCA zum einen dadurch ab, dass Log- und Verhaltensdaten für die Auswertung genutzt werden. Zum anderen stünden sehr viele Optionen zur Individualisierung zur Verfügung. „LUCA geht über eine reine Schulungs-Software hinaus“, betonte Prof. Deutscher. Denn die Software simuliere reale kaufmännische Arbeitstätigkeiten am PC.
Ausblick: LUCA ist jetzt online und für alle nutzbar
LUCA Office Simulation steht jetzt allen Interessierten als Open Educational Ressource (OER), also als frei zugängliches Bildungsmaterial, kostenlos zur Verfügung. Schrittweise werden Info-Materialien und Workshop-Angebote für Schulen und Unternehmen bereitgestellt. In Kürze wird auch ein „LUCA-Onboarding“ für Lernende zur Verfügung stehen. Mit Hilfe dieses kurzen Tutorials können sich neue Nutzerinnen und Nutzer schnell in die Plattform einarbeiten.
Derzeit sind acht Szenarien in LUCA verfügbar, die für die meisten kaufmännischen Berufe relevant sind. Hierzu gehören Personal- oder Lieferantenauswahl, Auftragsannahme oder Eventplanung. Das in LUCA integrierte Modell-Unternehmen „velocity“ kann je nach den Erfordernissen des Berufszweigs oder auch der Berufsschule angepasst werden. Erste Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass der Zeitaufwand für die Erstellung eines Szenarios übersichtlich ist, da sich die Materialien schnell und unkompliziert hochladen lassen. Das Erstellen authentischer Materialien – das wissen Lehrkräfte nur zu gut – ist dagegen schon mit Aufwand verbunden. Wenn die Auswahl an Szenarien in LUCA zukünftig weiter anwächst, dürfte das daher im Sinne aller Nutzenden sein.
Ab November 2021 soll LUCA für weitere Erhebungen an kaufmännischen Schulen eingesetzt werden. Die hierbei generierten Daten werden unter anderem dazu verwendet, die KI-basierte Auswertung der Szenarios zu ermöglichen. Am Ende der Veranstaltung gab Prof. Seifried einen Ausblick auf weitere Entwicklungsschritte. So wird es zu Beginn des neuen Jahres umfangreiche Schulungsangebote für Interessierte sowie Erklärvideos und eine Handreichung für Lehrkräfte geben. Informationen hierzu sowie zum Gesamtprojekt finden sich auf der LUCA-Projektwebsite.