Ausbildung von Pflegefachkräften: Kompetenzentwicklung im Fokus

Mittels computergestützter und videobasierter Tests wurde im Projekt EKGe die Bewältigungs- und die interprofessionelle Kooperationskompetenz von Auszubildenden in der Pflege gemessen. Weitere Produkte: eine Lehr-Lern-Einheit zur Förderung der Bewältigungskompetenz sowie eine Web-App zur Reflexion betrieblicher Ausbildungsqualität.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse der Projektarbeit?

Aus Sicht der Wissenschaft: Im Projekt wurden digitale Instrumente entwickelt, die wichtige Kompetenzen in der Pflege authentisch, valide und reliabel messen: zum einen die Belastungs- und Bewältigungskompetenz, die zur Erhaltung der eigenen Gesundheit zentral ist, zum anderen die interprofessionelle Kooperationskompetenz als wichtigen Aspekt sozialer und auch berufssprachlicher Kompetenz bei Pflegefachkräften. Ein weiterer Forschungsertrag liegt in der zusätzlichen längsschnittlichen Prüfung von Testinstrumenten, die im Projekt TEMA (Vorgänger-Initiative ASCOT) entwickelt wurden. Mit diesen werden neben den Kompetenzen zur interprofessionellen Kooperation und zur Bewältigung von Belastungen auch die berufsfachliche Kompetenz gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Messverfahren geeignet sind, die drei Kompetenzfacetten im Ausbildungsverlauf abzubilden. Darüber hinaus wurde ein Fragebogen mit Blick auf den pflegespezifischen Kontext entwickelt und es wurden Zusammenhänge zu den Kompetenzausprägungen untersucht. Das Projekt entwarf zudem eine modulare Lehr-Lern-Einheit zur Förderung berufsbezogener Bewältigungskompetenz in der Pflegeausbildung und evaluierte deren Wirksamkeit erfolgreich.

Aus Sicht der Praxis: Die entwickelten Testinstrumente können zum einen für Qualitätsentwicklungsprozesse genutzt werden. Zum anderen stehen die für die Testung entwickelten Videovignetten, die berufliche Handlungssituationen abbilden, für Lernprozesse zur Verfügung. Die umfangreichen Lehr-Lern-Materialien zur Förderung berufsbezogener Bewältigungskompetenz stehen digitalisiert als Open Educational Ressources für den künftigen Einsatz bereit. Darüber hinaus wurde eine Reflexions-App entwickelt, mit der angehende Pflegefachkräfte prozessnah die von ihnen erlebten Ausbildungsbedingungen in verschiedenen Stationen ihrer Ausbildung festhalten können. Über die persönliche Dokumentation und Reflexion hinaus können die Aufzeichnungen beispielsweise in Feedbackgesprächen genutzt werden.

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie besonders überrascht?

Das hohe Interesse und die fortwährende Unterstützung seitens der Praxispartner und -partnerinnen ist besonders hervorzuheben. Im Projekt EKGe wurde bereits früh mit vielen unterschiedlichen Personen aus den Bereichen der Ordnungspolitik, Wissenschaft, Pflegepraxis und -bildung kooperiert. Insbesondere vor dem Hintergrund der Belastungen in der Pflegepraxis und in den Pflegeschulen durch die Einführung der neuen, generalistischen Pflegeausbildung sowie der Corona-Pandemie ist der Beitrag der Praxis von höchstem Wert, da ein Gelingen des Projektes ohne diese Unterstützung nicht möglich gewesen wäre.

Welche Instrumente, Materialien und Konzepte bleiben auch nach Ende der Projektlaufzeit für Interessierte verfügbar? Und wie können diese genutzt werden?

Folgende im Projekt erstellte Materialien stehen zur Verfügung:

  • Computergestütztes Messinstrument zur Erfassung der Belastungs-Bewältigungskompetenz (technische Umsetzung in ILIAS)
  • Computergestütztes Messinstrument zur Erfassung der interprofessionellen Kooperationskompetenz (technische Umsetzung in ILIAS)
  • Lehr-Lerneinheit inkl. aller Lehr-Lernmaterialien zur Förderung der Belastungs- und Bewältigungskompetenz sowohl für den Online- als auch den Präsenz-Unterricht einschließlich digitaler Handbücher für Lehrkräfte zur didaktischen Umsetzung der Lehr-Lern-Einheit
  • Reflexions-App zur Erfassung von Ausbildungsbedingungen
  • 25 Videos in drei unterschiedlichen Settings (ambulante Pflege, stationäre Altenpflege, Pflege im Krankenhaus) zu verschiedenen beruflichen Handlungssituationen. Diese können von Lehrkräften flexibel in den Unterricht integriert werden, um Bewältigungs- und Kooperationskompetenzen zu fördern.

Eine Übersicht aller entwickelten Produkte ist auf der Website https://ekge.de/ verfügbar.

(Prof. Dr. Eveline Wittmann, Prof. Dr. Ulrike Weyland, Prof. Dr. Julia Warwas, Prof. Dr. Susan Seeber, Prof. Dr. Matthias Schumann)

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