"Die Qualität kaufmännischer Abschlussprüfungen kann weiterentwickelt werden“

Im Projekt ASPE arbeiteten Wissenschaft und Praxis von Beginn an Hand in Hand: Die im Projekt entwickelte Workbench zur Aufgabenerstellung wird zukünftig Fachausschussmitgliedern und Mitarbeitenden der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen die Arbeit erleichtern.

Was waren die wichtigsten Erkenntnisse der Projektarbeit?

Das wichtigste Ergebnis für die Praxis ist, dass die Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) mit der Workbench ein Instrument erhält, das den Prozess der Aufgabenerstellung digitalisiert und mit seinen vielen Stufen und Akteuren transparent und kollaborativ organisiert. Gleichzeitig wird das Ehrenamt unterstützt: Den Fachausschussmitgliedern, also ehrenamtlichen Aufgabenerstellenden, werden wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse sozusagen praxisverwertbar bereitgestellt. Die Hilfsmittel und Informationen helfen sehr dabei, die Qualität der Aufgaben zu verbessern – sowohl hinsichtlich ihrer Psychometrik als auch mit Blick auf die externe Validität. Der gesetzliche Auftrag lautet, die berufliche Handlungsfähigkeit der Prüflinge festzustellen – diesem Auftrag kann durch die Workbench noch besser als bisher nachgekommen werden.

Durch die effektive Zusammenarbeit beider Partner konnten sowohl die wissenschaftliche Sichtweise (Universität Essen-Duisburg) als auch die Erfahrungen und Bedarfe aus der Praxis (AkA) genutzt und miteinander verschmolzen werden. Dies trug positiv dazu bei, dass die Ergebnisse der Projektarbeit praktisch verwertbar sind. Beide Seiten konnten viel Erfahrungswissen vom jeweils anderen Partner mitnehmen, voneinander lernen und den eigenen Horizont erweitern. Es wurde ein wichtiger Grundstein dafür gelegt, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligten über das Projekt hinausgeht. So kann die Qualität kaufmännischer Abschlussprüfungen wissenschaftlich begleitet gesichert und bedarfsgerecht weiterentwickelt werden.

Welche Ergebnisse der Projektarbeit haben Sie besonders überrascht?

In der Praxis hat besonders die hohe Bereitschaft aller am Erstellungsprozess beteiligten Personen überrascht, eine Veränderung zu bewirken. Die Umstellung der Fachausschussmitglieder und der AkA-Mitarbeitenden war ja anfangs mit Mehraufwand verbunden. Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Qualität nur durch das aktive Mitwirken jeder einzelnen Person gesichert werden kann. Aus Sicht des Praxispartners waren auch die Methoden und die Akribie, mit der die Wissenschaft das Projekt begleitet hat, bemerkenswert.

Seitens der Wissenschaft hat die intuitive Bedarfsformulierung überrascht: Die Praxis hat sehr präzise genau jene Anforderungen an die Workbench formuliert, die sich auch als Forschungsdesiderate abzeichneten: Kollaboration der Akteure, digitales Langzeitgedächtnis sowie die Nutzung von Authentizität und schwierigkeitsgenerierenden Designkriterien als Anker der Aufgabenformulierung.

Welche Instrumente, Materialien und Konzepte bleiben auch nach Ende der Projektlaufzeit für Interessierte verfügbar? Und wie können diese genutzt werden?

Die Umsetzung und Überführung der Workbench in die Aufgabenerstellungspraxis bei der AkA läuft nun an. Nach der Projektlaufzeit wird die Zusammenarbeit weiterlaufen und die gemeinsam erzeugten Produkte werden jedem Einzelnen bei der Weiterentwicklung der eigenen Prozesse behilflich sein. Die Workbench ist ein (technisches) System, das sich permanent weiterentwickelt. Neue wissenschaftliche Befunde sowie veränderte Bedarfe aus der Praxis können nach und nach einfließen und adaptiert werden.

(Prof. Dr. Esther Winther, Dr. Anne-Cathrin Vonarx, Joana Reimer)

Kontakt

Prof. Dr. Esther Winther, Universität Duisburg-Essen

Dr. Wolfgang Vogel, Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss-und Zwischenprüfungen (AkA), Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken